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Blog 7.11.2016

Dienstag, 23. Juli 2019

9 WOCHEN BOOTCAMP

IHR LIEBEN,

SKIFAHRERINNEN WERDEN JA BEKANNTLICH IM SOMMER „GEMACHT“. WAS DAS BEDEUTET UND WAS SICH SEIT MEINEM LETZTEN BLOGEINTRAG SONST NOCH ALLES BEI MIR GETAN HAT, KÖNNT IHR HIER LESEN.

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Im Laufe einer Skisaison gibt es einen Fixpunkt, das letzte Rennen. Bis dahin geht die Planung und bis zu jenem Zeitpunkt, an dem man an diesem Tag im Ziel abschwingt, denkt man auch nicht groß über das „Danach“ nach, zu mindestens geht das mir immer so. Ich glaube das ist auch gut so- maximaler Fokus auf das Wichtige (jedes Rennen was vor einem liegt), alles andere muss und kann auf nachher warten. Obwohl ich es in den vielen Jahren meiner bisherigen Karriere immer wieder so gehalten und danach gelebt habe, erwischt mich das Nachher aber immer wieder etwas überraschend mit einem megavollen Terminkalender. So war es auch heuer. Trotzdem kann ich die Wochen nach einer Saison immer total genießen, weil das die einzige Zeit im Jahr ist, wo ich nicht den ständigen Leistungsdruck verspüre maximal und unabhängig von allen Umständen funktionieren zu müssen. In diesen Wochen ist auch mal Zeit für einen Schnupfen und es ist absolut kein Problem, diesen dann auch in Ruhe auszukurieren ;-)

 

 

Es ist aber auch die Zeit, um die Weichen für die kommende Weltcupsaison zu stellen. Die Eindrücke aus dem abgelaufenen Winter sind noch präsent und trotzdem hat man bereits den für weitreichende Entscheidungen, wichtigen Abstand, um sich selbst und alles andere in Ruhe analysieren zu können. Ich habe noch 2 sehr intensive Wochen in Ski Tests investiert. Herausgekommen ist dabei mein Wechsel zu Atomic. BACK HOME, BACK TO THE ROOTS also. Wer, wie ich so viel im Skisport erlebt hat, trifft so eine Entscheidung weder leichtfertig noch unüberlegt. Trotzdem ist es am Ende immer eine Gefühlsentscheidung, bei der es in diesem Moment kein richtig oder falsch gibt. Ich bin mit dem Material von der ersten Fahrt an gut zurechtgekommen und habe für mich die absolut richtige Entscheidung getroffen meine Karriere zukünftig mit Atomic zu planen. Bei Fischer möchte ich mich rechtherzlich für die vergangenen Jahre, sowie für den immer respektvollen und fairen Umgang untereinander, den ich so in der Welt des alpinen Skisports noch selten erleben durfte, bedanken.

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Nun aber zu meinem 9-wöchigen Bootcamp. Nach den terminlichen Verpflichtungen und der Analyse der abgelaufenen bzw. der Weichenstellung für die neue Saison, ging es für mich kurz in den Urlaub nach Zanzibar. Schlafen, essen und ein bisschen lesen habe meine Tage dort perfekt gemacht und mich nachher voller Motivation und Freude zum Konditionstraining antreten lassen. 9 Wochen Vollgas. Das ist anstrengend, hart und manchmal echt an der Grenze, aber der Grundstein und das Fundament für Alles. Ein Haus ohne ein gutes und solides Fundament wird nicht lange Bestand haben. Genauso wie in einer Weltcupsaison von Oktober bis März nicht durchwegs auf Topniveau performt werden kann, wenn die passende konditionelle Grundlage dafür nicht bereits im Frühling und Sommer gelegt wurde. In den 9 Wochen gibt es natürlich verschiedene Trainingsphasen. Für mich sind die ersten 3 Wochen immer die Schlimmsten, wenn ich diese überlebt habe, wird’s ein bisschen „leichter“. Die Umfänge werden dann etwas geringer, dafür aber die Intensitäten höher. Was ich in dieser Zeit sehr schätze ist, dass ich diese Wochen immer zuhause verbringen kann. D.h. ich kann in meinem eigenen Bett schlafen, muss keine Taschen packen und kann meine Outdoor Einheiten im Paradies vor meiner Haustür herunter spulen. Die Berge bei mir daheim, rund ums Wiedersberger Horn, nütze ich für lange Ausdauereinheiten, Intervallläufe und natürlich auch um selbst immer wieder ein bisschen Ruhe und Kraft in der Natur zu finden.

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Die Einheiten in der Kraftkammer sind weniger romantisch. Dort zählt jede Wiederholung, jede Übung und jeder Satz, genauso wie im Winter jeder Schwung zählt. Dementsprechend konzentriert gestaltet sich auch mein Training dort. Für mich ist die Kraftkammer kein Ort zum Quatschen, lange Pause machen oder zum Kaffee trinken. Hingehen, alles geben, nachhause gehen, so unromantisch läuft das ab. Macht aber natürlich auch Spaß mit jeder Einheit stärker zu werden.

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Ende Juli wird’s dann langsam Zeit die Skier wieder anzuschnallen. Ein paar Tage einschwingen auf den heimischen Gletschern und dann geht’s für mich und das Team nach Ushuaia in Argentinien für unseren 3-wöchigen Schneeblock im August. Ich freu mich drauf.

 

Passt auf euch auf und genießt den Sommer zuhause.

Liebe Grüße,

Eure Eva-Maria

Mittwoch, 20. März 2019

ZURÜCK IN DER WELTSPITZE, ABER NOCH NICHT AM ZIEL

IHR LIEBEN,

MIT DEM 6. PLATZ IN SPINDLERMÜHLE UND DEM 7. PLATZ IN SOLDEU HABE ICH ES GESCHAFFT MICH IN DER WELTSPITZE ZURÜCKZUMELDEN. WAS ES MICH GEKOSTET HAT BIS DORTHIN ZU KOMMEN UND WARUM ICH MICH TROTZDEM NOCH NICHT AM ZIEL ANGEKOMMEN FÜHLE, LEST IHR HIER.

„Weiterkämpfen, Eva“

 

Diese Worte habe ich schon so oft gehört. Meistens waren sie sicher ehrlich gemeint um mich zu motivieren den immer erforderlichen nächsten Schritt zu machen. Sie sollten mir wahrscheinlich Kraft und Hoffnung geben. Rückhalt um zu beweisen, dass meine harte Arbeit am Ende belohnt wird. Also um eben genau dann weiter zu machen, wo sich viele andere selbst geschützt, einen Stopp gesetzt und sich neuen Dingen zugewandt hätten. Wie oft genau ich diese Worte in den letzten zwei Saisonen von anderen und hin und wieder auch von mir selbst gehört habe, kann ich nicht mehr abzählen.

Man sagt, Kämpferherzen brechen oft, gehen aber nie kaputt. Ist das wahr? Gehen sie wirklich nie kaputt? Kann ein Herz beliebig oft brechen ohne daran kaputt zu gehen? Ich weiß es nicht. Ich hatte oft das Gefühl am Limit zu sein. Wie oft würde ich es noch aushalten, dass mir der Skisport das Herz bricht? Offensichtlich oft genug um mich in den letzten beiden Rennen der Saison mit zwei Top Ergebnissen endgültig zurück zu melden.

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Beide Rennen waren eine Erleichterung für mich. Ich brauchte diese Punkte dringend. Ebenso oder noch viel mehr aber brauchte ich das Gefühl während des Fahrens, die Bestätigung das Richtige getan zu haben. Und den Moment in dem Alles wieder da war. Es hätte 1.000 Gründe gegeben warum es in diesen Rennen nicht funktionieren hätte können, aber ich habe in den ersten Toren immer ein gutes Gefühl aufbauen können, mich sicher gefühlt und konnte dann mein Ski fahren wieder zeigen.

Trotz der Erleichterung war es aber keine grenzenlose Freude. Warum nicht? Weil ich eben noch nicht ganz dort bin wo ich gerne wäre, nämlich zurück ganz oben. Was nötig ist um diese letzten, noch fehlenden Prozente heraus zu kitzeln, werde ich versuchen herauszufinden und daran im Hinblick auf die nächste Saison arbeiten. In gut 200 Tagen startet es nämlich wieder von Neuem.

 

Bei Euch möchte ich mich auf diesem Weg recht herzlich bedanken: Für den Zuspruch, das Daumendrücken, das Mitfiebern und Mitleiden. "You’ll never walk alone", dieses Gefühl habt ihr mir immer vermittelt. Vielen Dank dafür.

 

 

Eure Eva-Maria

Dienstag, 8. Jänner 2019

HALBZEIT

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LIEBE LEUTE,

VIER WELTCUP RIESENTORLÄUFE SIND GEFAHREN, ES IST ALSO HALBZEIT SO ZUSAGEN. ICH BIN MIT DEM ZIEL, DEN ANSCHLUSS AN DIE WELTSPITZE WIEDERHERZUSTELLEN, IN DIESE SAISON GESTARTET. DIE PLATZIERUNGEN 24, 17 UND ZWEI NICHT-QUALIFIKATIONEN SIND ES BISHER GEWORDEN. WEIT WEG VON MEINEM ZIEL? NATÜRLICH. DESWEGEN AUFGEBEN? NEIN. WARUM NICHT? 

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Ich fühle mich zu 100% fit. Meine Verletzung ist komplett überwunden, was sich vor allem körperlich aber auch mental wiederspiegelt. In der letzten Saison musste ich körperlich da und dort noch ein bisschen zurückschrauben bzw. besonders auf mich Acht geben. Mein Bein brauchte nach Trainings und Wettkämpfen Zuwendung und Liebe in Form von Physiotherapie, Salben und dergleichen. Heuer kann ich mich wieder voll und ganz auf meinen Körper verlassen, er macht mit, was ich ihm abverlange. Ohne zu murren ist er bereit für jede Herausforderung, vor die ich ihn stelle. Das ist unheimlich befreiend für den Kopf und gibt mir Sicherheit für alle Aufgaben.

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Den schnellen Schwung habe ich im Kopf, ich fühle ihn, bringe ihn Stand jetzt aber nicht durchgehend auf die Rennpiste. Ein paar gute Trainingszeiten dort, ein paar schnelle Teilzeiten im Rennen da, aber eben zu wenig um mein Ziel bisher erreichen zu können. Was die schnellen Zeiten verbindet, sind immer ähnliche Verhältnisse, bei denen ich sie erreicht habe. Ski fahren ist ein komplexer Sport mit vielen Variablen. Die Suche nach dem „X=“ kennen wir ja alle aus unserer Mathematik Zeit in der Schule. An manchen Tagen glaube ich verstanden zu haben was mein X ist, wie ich also meine schnellen Schwünge auf die Piste bringe. An anderen stehe ich aber wieder vor einem großen Rätsel, das ich versuche zu lösen. Wie? Jeden Tag zur Arbeit gehen, mein Bestes geben, den Kopf oben und die Emotionen raushalten.

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Dass die derzeitige Situation schwierig für mich ist und zugegeben auch ein bisschen an mir zehrt, könnt ihr euch wahrscheinlich alle vorstellen. Trotzdem brennt mein Herz in voller Flamme für diesen tollen Sport. Ski fahren- Ein paar Verrückte, die auf einer Mischung aus Holz, Alu, Glas, … ihr Glück von Start bis Ziel zwischen ein paar Toren suchen. Eine Sekunde Rückstand, im Skisport eine Welt, die man als Fahrerin auch spürt, man spürt sogar schon einen Bereich von zwei Zehntelsekunden, die man schneller fahren kann. Ein Tor nicht auf vollen Zug gefahren und zwei bis drei Zehntelsekunden sind unwiederbringlich dahin. Bei einem Lauf von 40 Toren, sind ein bis zwei Sekunden Welten, die Siegerinnen vom Rest unterscheiden, und doch ist es am Ende gar nicht so viel. Es geht darum aus jedem Schwung das Maximum herauszuholen. Wenn man einen Schwung so richtig trifft, dann entwickelt sich eine Sucht: Tor um Tor, Schwung um Schwung, schneller und schneller werden, dieses Gefühl ist der wahre Lohn all der Arbeit und das ist mein Ziel.

 

 

Beste Grüße,

Eure Eva-Maria

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